Buurtzorg - das alternative Pflegekonzept aus der Niederlande

Pflege nach dem Buurtzorg-Konzept

Was ist Buurtzorg?

Buurtzorg ist ein neu ausgerichtetes Pflegekonzept, das eine kleine Gruppe Pflegekräfte um den der Niederländer Jos de Blok entwickelt hat. Die Niederlande haben in der Pflege mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Deutschland.

Das führte 2006 dazu, dass de Blok mit drei weiteren Pflegefachkräften ein Konzept entwickelte, mit dem sie den Pflegeberuf im Bereich der ambulanten Pflege so gestalten wollten, dass die Pflegekräfte sich wieder auf ihre pflegerischen Aufgaben konzentrieren können. Denn auch in den Niederlanden haben Pflegekräfte mit zu wenig Zeit für die Patienten und viel Bürokratieaufwand zu kämpfen. Und Mangel an Pflegekräften herrscht ebenfalls.

2016 hatte Buurtzorg 10.000 Mitarbeiter, zuletzt etwa 14.000. Inzwischen haben auch andere Staaten das Konzept entweder aufgegriffen, oder es sich zumindest schon mal genauer angesehen. Deutschland gehört zu den Ländern, in denen Buurtzorg inzwischen auch angeboten wird.

Die offizielle Homepage: https://www.buurtzorg-deutschland.de/ueber-buurtzorg

Das Buurtzorg-Konzept

Um das Missverhältnis zwischen Zeit für die Pflege und Zeit für Verwaltungsaufgeben zu korrigieren, haben Herr de Blok und seine drei Mitstreiter also 2006 das Buurtzorg-Konzept entwickelt. Das Ziel dabei war, den Patienten und seine Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen und den Pflegefachkräften ihre eigentliche Aufgabe wiederzugeben. Es sollen keine wirtschaftlichen Zwänge Grund für eine unzureichende Versorgung sein. De Bloks Motto lautet: „Menschlichkeit vor Bürokratie“.

Buurtzorg (gesprochen Büürtsorch) heißt Nachbarschaftshilfe und so ähnlich ist das Konzept auch aufgebaut.

Im Zentrum der Versorgung durch Buurtzorg steht der Patient. Um ihn herum werden vom Buurtzorg-Team dann verschiedene Netzwerke aufgebaut, die sich miteinander verschränken und so eine gute Versorgung sicherstellen.

Das oberste Ziel der Versorgung ist die Wahrung der Eigenständigkeit und Unabhängigkeit des zu versorgenden Menschen. Im Idealfall kann sich das Buurtzorg-Team irgendwann aus der Versorgung vollständig zurückziehen. Dafür wird als Grundlage eine qualitative und gut dokumentierte Pflegeplanung erstellt.

Danach beginnt der Aufbau der Netzwerke. Die erste Ebene der Unterstützung erfolgt durch ein informelles Netzwerk aus Angehörigen, Nachbarn und Bekannten. Nach Möglichkeit werden sie in die tägliche Betreuung mit eingebunden.

Dann kommt das Buurtsorg-Team zum Tragen, das sich um die tägliche fachliche Pflege kümmert. Die Pflegeperson selbst soll vom Buurtzorg-Team von nicht mehr als zwei Personen versorg werden, damit sie mit möglichst wenigen Gesichtern zu tun hat. Diese zwei Pflegefachkräfte sollen dann aber im Rahmen eines Bereitschaftsdienstes für die Patienten 24 Stunden, sieben Tage die Woche zur Verfügung stehen. Weiter kümmern sie sich um den Aufbau, die Pflege und die Koordination des formellen Netzwerkes. Dieses besteht aus dem Hausarzt, medizinischen Spezialisten, Apotheken und Krankenhäusern. Sollte es notwendig sein, gehören auch lokale und überregionale Dienste dazu.

Für die Erstellung der Netzwerke sollen die Teams sich bewusst mit der speziellen Zusammensetzung der jeweiligen Umgebung, dem „Kiez“ vertraut machen und gezielt nutzen.

Für die Kommunikation mit den Angehörigen der Netzwerke wurden spezielle Regeln aufgestellt, die eine gelungene Kommunikation ermöglichen sollen. Erstens: Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Zweitens: Worte, die ausgesprochen wurden, können nicht zurückgenommen werden. Deshalb drittens: Bevor du sie aussprichst, prüfen ob sie wahr sind, ob sie notwendig sind und ob sie freundlich sind.

Wie wird so ein Buurtzorg-Team aufgebaut?

Als erstes müssen sich mindestens vier Pflegefachkräfte zusammenfinden, die das Grundgerüst aufbauen. Sie kümmern sich gemeinsam um alles: die Planung der Pflegeeinsätze und des Urlaubs, den Aufbau des Netzwerkes, die Verwaltung von Dokumentation, Abrechnungen und Sonstiges. So ein Team kann auf bis zu maximal 12 Personen anwachsen, danach entsteht ein neues Team.

Bei den Patienten sollen nicht mehr als zwei Personen zum Einsatz kommen, die dann aber 24 Stunden erreichbar sein sollen. Trotzdem sollen alle Teammitglieder jeden Patienten und alle Touren ihres Versorgungsgebietes kennen. Der Hintergrund: Alle Pflegekräfte sollen sich gegenseitig vertreten können. Dann kommt es bei Urlaub oder Krankheitsfall nicht zu großen Ausfällen.

Für die Größe eines Teams sind neben der Anzahl der Patienten auch die Arbeitszeitwünsche der Mitglieder eines jeden Buurzorg-Teams entscheidend. Die Mindestzahl für ein Buurtzorg-Team ist vier. Die größte Zahl sollte zehn bis 12 Mitarbeiter sein. Hat sich ein Team zusammengefunden, erhalten sie als erstes ein Training von drei Mal zwei Stunden, in denen ihnen Methoden zur Besprechungsgestaltung und Entscheidungsfindung vermittelt werden.

Denn die Teams organisieren sich selbst. Sie planen gemeinsam ihre Arbeitszeiten und die Touren, bei denen auf individuelle Lebenssituationen der Mitarbeiter und die Bedürfnisse der Patienten Rücksicht genommen wird. Zur Tourenplanung gehören auch Vertretungsregeln. Durch die Selbstorganisation gehören jetzt auch Aufgaben die das Vorbereiten der Abrechnungen, das Erstellen von Dokumentationen und die Datenbankpflege hinzu.

Links

http://www.buurtzorg-in-deutschland.org/buurtzorg/

https://pflege-dschungel.de/buurtzorg/

https://vita-akademie.de/buurtzorg-revolutioniert-die-ambulante-pflege/

Weiter Links zum Thema

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/ambulante-pflegedienste-soziale-netzwerke-personal-mangel-niederlande-zeitdruck/seite-2

https://www.zeit.de/wirtschaft/2018-06/ambulante-pflegedienste-soziale-netzwerke-personal-mangel-niederlande-zeitdruck (12.11.2019)

https://www.zeit.de/2019/06/pflegekonzept-niederlande-pflegekraefte-versorgung-veraenderung (10.09.2019)

https://www.59plus.de/buurtzorg-das-innovative-pflegemodell-aus-holland/ (am 11.11.2019)