Alten- und Krankenpflege in Schweden

Die Versorgung von Kranken und Alten wird nicht in allen Ländern gleich geregelt. In Deutschland blicken Politiker und Bürger oft auf Skandinavien als Vorbild. In den einzelnen skandinavischen Ländern und Finnland wird, trotz großer Gemeinsamkeiten, im Detail die Pflege unterschiedlich geregelt. Da beim Blick Richtung Nordeuropa besonders Schweden im Fokus liegt, soll dieses hier genauer betrachtet werden.

Ähnlich wie in Deutschland werden Fachpflegekräfte von weniger qualifizierten Pflegehilfen unterstützt, die entsprechend auch mit weniger Kompetenzen ausgestattet sind.Die Entsprechung zu deutschen Pflegefachkräften ist die sw. sjuksköterska (m/w). Ihre Ausbildung und entsprechend auch ihre Aufgaben unterscheiden sich deutlich. Wie in allen nordeuropäischen Staaten ist für die Tätigkeit als Pflegefachkraft ein Studium die Voraussetzung. Die Zulassung zum Studium erfordert entsprechend das Abitur. In Deutschland ist die Ausbildung zur Pflegefachkraft zum jetzigen Zeitpunkt noch eine betriebliche Ausbildung, die ab der mittleren Reife begonnen werden kann. Das könnte sich in den nächsten Jahren aber ändern.

Das schwedische Pflegestudium dauert drei Jahre und wird mit einem Bachelor abgeschlossen. Dieses Studium ist generalisiert und unterscheidet nicht zwischen Kranken-, Kinderkranken- oder Altenpflege.Nach dem Bachelor gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens eine Spezialisierung, die ein Jahr dauert und mit einem Abschluss endet, der einem Master entspricht. Diese kann dann beispielsweise auf die Versorgung älterer Menschen ausgerichtet sein. Zweitens ist eine Promotion möglich. Diese dauert bis zu vier Jahre. In Deutschland werden weiterführende Qualifikationen dann nur noch über Fort- und Weiterbildungen erworben.

Das schwedische Pflegestudium findet an einer sw. vårdhögskolar statt. Der Praxisanteil während der Studienzeit schwankt dabei zwischen 35-50 Prozent. An den Hochschulen sitzen die künftigen Pflegekräfte und Ärzte gemeinsam in den Vorlesungen und erhalten Einblicke in die Aufgaben des anderen. Der Gedanke dahinter ist, dass sich ihre Aufgaben später ergänzen und sie aufeinander angewiesen sind. Ein gemeinsames Studium soll die das unterstützen. Nach dem Studium sollen schwedische Pflegekräfte in der Lage sein, selbstständig und kritisch das Krankheitsbild eines Patienten beurteilen können und die Pflegesituation und Problemlösung ermitteln. Sie haben also Kompetenzen, die in Deutschland allein Ärzten vorgehalten sind.

Nach den studierten Pflegefachkräften kommen die sw. undersköterska. In ihren Aufgaben entsprechen sie deutschen Pflegeassistenten. Zu ihrer Qualifikation gibt es verschiedene Wege. Eine Möglichkeit bietet die gymnasieskola, an der auch eine Hochschulberechtigung erworben werden kann. Auch hier sind nach der Ausbildung spezialisierende Weiterbildungen möglich, z. B. für die Altenpflege oder für die ambulante Pflege.

Die vårdbiträde entsprechen etwa unseren Pflegehelfern. Für diese Tätigkeit gibt es keine spezielle Ausbildung und die Bezeichnung ist, anders als sjuksköterska nicht geschützt.

Undersköterska und vårdbiträde übernehmen zusammen etwa 90 Prozent Der Aufgaben in der Altenpflege. In der ambulanten Pflege sind die vårdbiträde mit 46 Prozent und die undersköterska mit 44 Prozent vertreten. In der stationären Pflege verschiebt sich das Verhältnis deutlich zu Gunsten der qualifizierteren Pflegeassitenzkräfte mit etwa zwei Dritteln zu einem Drittel Pflegehelferinnen. Die Pflegekräfte mit Hochschulabschluss sind in der Altenpflege hauptsächlich in Führungspositionen tätig.

Altenpflege wird in Schweden hauptsächlich durch Steuern und Zuschüsse finanziert, Beträge machen den kleinsten Anteil aus. Damit unterscheidet sich die Finanzierung deutlich von der in Deutschland, wo die Pflegeversicherungen und Privatpersonen den Großteil der Finanzierung übernehmen müssen. Auch die Versorgung mit Pflegeeinrichtungen und Personal wird zu 90 Prozent von den Kommunen organisiert, auch wenn es private Einrichtungen gibt, die im Rahmen der weltweiten Privatisierungswelle durchaus gewünscht ist.